REMEMBER! Kriegsblatt Nr. 4
Fremdenfeindlichkeit ist die Gesamtheit feindseliger Einstellungen und Verhaltensweisen gegenüber Ausländern, ob individuell oder kollektiv, vor allem aber gegenüber Ausländern, denen man begegnen und mit denen man eine Beziehung aufbauen kann. Dem „Dictionnaire de l'Académie française“ zufolge bedeutet 1932 Fremdenfeindlichkeit „Feindseligkeit gegenüber Ausländern, gegenüber Importen aus dem Ausland.“ Im Fremdwort „Xenophobie“ finden sich die griechischen Wurzeln „xenos“, d.h. der Gastgeber, der durch wechselseitige Beziehungen der Aufnahme gebunden ist (sowohl derjenige, der empfängt, als auch derjenige, der empfangen wird, daher der Sinn von Fremdheit) und „phobos“, Angst oder Furcht.
Obwohl das Ende des 19. Jahrhunderts die Geburtsstunde der Massenausländerfeindlichkeit war, kam es erst nach dem Ersten Weltkrieg zur Offizialisierung und Rechtfertigung des Hasses gegenüber anderen. Trotz der Fortschritte des Internationalismus und Pazifismus wächst die Fremdenfeindlichkeit in jenen Demokratien, die von der Krise von 1929 betroffen sind. In Frankreich zum Beispiel ebnete die fremdenfeindliche Gewalt der 1930er Jahre, insbesondere gegen Italiener und Polen, den Weg für die Maßnahmen der Vichy-Regierung gegenüber Juden. In Ländern, die vom Nazismus oder Faschismus heimgesucht wurden, wird Fremdenfeindlichkeit zu einer offiziellen Doktrin. Der Rassismus macht die Anderen zu absolut Fremden, die unwiederbringlich verschieden sind. Staatliche Fremdenfeindlichkeit nimmt die Form diskriminierender rechtlicher Maßnahmen an, die durch Ausbürgerungen, Segregation, Ausweisungen und Vernichtung zur Ausgrenzung von Ausländern führen, oder von Personen, die als solche betrachtet werden.
Antisemitismus ist eine Doktrin mit rassistischem Hintergrund, die sich gegen die Juden richtet. Für viele Historiker ist die europäische Zivilisation die Wiege des Antisemitismus, der Ort par excellence für die Ablehnung der jüdischen Präsenz. So verkörperte der Jude auf dem europäischen Kontinent viele Jahrhunderte lang das absolut Andere, dessen Anwesenheit alleine schon Zeugnis ablegt vom Unterschied und der Fremdheit innerhalb eines so genannten „homogenen“ Kulturraums. Das christliche Europa, das Europa der Aufklärung, das Europa der Nationalstaaten lehnten nacheinander die Legitimität einer jüdischen Präsenz ab.
Verstärkt durch im 19. Jahrhundert geborene Visionen (rassistische und evolutionäre Theorien sowie kolonialistische Praktiken von Völkern, die als an sich minderwertig betrachtet wurden), erreichten diese Rassentheorien im Hitler-Deutschland ihren Höhepunkt, die die Juden als eine degenerierte Rasse ansahen, die es zu eliminieren galt, um die Herrschaft der überlegenen arischen Rasse definitiv zu etablieren. Diese Situation brachte unweigerlich die Shoah hervor, den Holocaust (das rituelle Opfer), das Massaker an und die Vernichtung der Juden durch die Nazis, veranschaulicht am Bild von Auschwitz-Birkenau, das zum Symbol des Bösen in der Geschichte wurde.
Am 20. Januar 1942 drückt die Wannseekonferenz mit der Planung der systematischen Vernichtung der Juden das Unaussprechliche aus. Dies ist die „Endlösung“, d.h. die Einrichtung einer Reihe von Vernichtungslagern im Herzen des nationalsozialistischen KZ-Systems (Chelmno, Treblinka, Sobibor, Majdanek, Belzec, Auschwitz-Birkenau). Ein moderner Staat strebt danach, ein ganzes Volk zu vernichten. Die „Vernichtung der Juden“, wie sie damals genannt wurde, war nicht nur ein Massaker unter so vielen, sondern ein Genozid ohne Gleichen in der Geschichte, ein kalkuliertes Programm zur systematischen Ausrottung einer ethnischen Gruppe, das mit der technischen Macht der Organisation, Rationalisierung und Kontrolle eines modernen, bürokratischen Staates umgesetzt wurde. Es war Mord an einem Volk.
Der Begriff „Genozid“ stammt aus der Verbindung des griechischen „genos“ (Rasse) und des lateinischen Partikels „-cide“ (töten). Er bezeichnet insbesondere einen koordinierten Plan aus verschiedenen Aktionen, die darauf abzielen, die lebenswichtigen Grundlagen nationaler Gruppen zu zerstören. Der Erfinder dieses Begriffs ist der damalige Philologiestudent Raphael Lemkin, der ab dem 3. Juni 1921 einem Prozess beiwohnt, der die Massaker hervorhebt, die im Osmanischen Reich an der armenischen Gemeinschaft verübt werden, und die damals von den Alliierten als Verbrechen „gegen die Menschlichkeit“ bezeichnet werden.
Wenn auch Massaker eine alte historische Realität sind, gehören Völkermorde aufgrund der zentralen Rolle des Staates der heutigen Zeit an. Der Erste Weltkrieg hat die Gesellschaften mit dem Massensterben vertraut gemacht und damit die menschliche Existenz desakralisiert. In ähnlicher Weise dehnt das Konzept des totalen Krieges (siehe Kriegsblatt Nr. 2, S. 5) die Gefahren des Kampfes auf die Zivilbevölkerung aus und macht sie zu „legitimen“ Zielen. Mit dem Aufkommen der totalitären Regime der Zwischenkriegszeit erreichen diese Hass-Lehren die Spitze des Staates und werden zu Regierungsideologien. Völkermord wird in den Grundsätzen des Staates verankert.
Kurzum, das 20. Jahrhundert wird als das Jahrhundert des Grauens bekannt bleiben. Es begann mit der Vernichtung der armenischen Bevölkerung im Osmanischen Reich (der Beginn des modernen Völkermords) und endete mit der Ausrottung der Tutsi in Ruanda und der „ethnischen Säuberung“ im ehemaligen Jugoslawien. Zwischen diesen beiden Momenten erlebte die Welt die großen Massaker der stalinistischen Ära, die ungeheure Tragödie der Shoah und das Verschwinden eines Teils des kambodschanischen Volkes.
Die Logik des Völkermords ist eine totalitäre Logik. Nun ist das 20. Jahrhundert ja das Jahrhundert des Totalitarismus. Das Hauptziel dieser Ideologie ist die Schaffung einer homogenen Gesellschaft auf der Grundlage eines geeinten Volkes, das von den Gärstoffen der Spaltung befreit ist, den Ausgeschlossenen, den Stigmatisierten, den Armeniern, den Juden, der Bourgeoisie... Andererseits benutzen die Völkermörder die Werkzeuge der Modernität in einem 20. Jahrhundert des Aufbaus und der Konsolidierung der Nationalstaaten. In dieser Perspektive befinden sich mörderische Regime, wenn sie ihren Vernichtungsplan durchführen.
Durch die Kolonialzeit mit ihren Massakern zur Eroberung oder Beherrschung, also durch soziale Völkermorde, durch die Verbreitung des Sozialdarwinismus und die Klassifizierung der Rassen, den Ersten Weltkrieg, der diese Entwicklung durch die Einführung einer „Pädagogik“ der extremen Gewalt „perfektionierte“, wurde die Politik des Grauens des 20. Jahrhunderts vorbereitet ...
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