Die Geschichte kurz gefasst
Der Beginn der deutschen Offensive ist für den 16. Dezember um 5.30 Uhr geplant. Am 18. Dezember sollen die Truppen in Sichtweite der Maas sein. Der Fluss muss am 19. überquert werden, denn die Einnahme von Antwerpen ist für den 23. Dezember geplant! Der Kommandant der Westfront, Generalfeldmarschall von Rundstedt, glaubt nicht an den Erfolg dieses Plans und versucht Hitler davon abzuhalten. Vor der Hartnäckigkeit und Entschlossenheit des Diktators nimmt von Rundstedt, nach dem die Offensive fälschlicherweise benannt ist, am Ende eine Haltung des passiven Gehorsams an.
Die Offensive Wacht am Rhein, gefolgt von Herbstnebel, überrascht die Alliierten total. Auch wenn die Nachrichtendienste (Seite 6, Gazette 3) wissen, dass ein Angriff unmittelbar bevorsteht, kennen sie weder Ort noch Datum. Für sie ist ein Durchbruch durch die Ardennen schlichtweg unmöglich. Der Winter und das zerklüftete Gelände verurteilen dort jede größere Operation zum Scheitern. Laut dem amerikanischen Militärhistoriker Mac Donald gelten darüber hinaus die Ardennen für die amerikanische Führung als Kinderstube und Alterspflegeheim zugleich. Neue Divisionen kommen in die Ardennen, um sich ans Schlachtfeld anzupassen, alte, um sich nach intensiven Kämpfen auszuruhen und Verstärkung zu integrieren ...
Hitler betrachtet diese amerikanischen Soldaten als das schwache Glied im westlichen Bündnis, das Produkt einer zu heterogenen Gesellschaft, als dass sie eine effektive Kampftruppe aufstellen könnte. Dennoch ist er vom alliierten Widerstand der ersten Stunden überrascht, wenn auch die GIs einige Zeit brauchen, um zu reagieren und die verschiedenen Führungsebenen zu benachrichtigen.
Als General Eisenhower am Abend des 16. Dezember erklärt, dass es sich um eine Großoperation handelt, ist General Bradley immer noch davon überzeugt, dass es sich bei dem Angriff lediglich um ein Ablenkungsmanöver handelt, um eine für den 19. Dezember geplante Offensive von General Patton in Ostfrankreich zu verhindern. Auch wenn die deutschen Truppen nur langsam voranschreiten, wird die Front jedoch an keinem Ort wirklich durchbrochen.
In der Nacht vom 17. auf den 18. Dezember setzen mehrere deutsche Flugzeuge trotz widriger Wetterbedingungen Fallschirmspringer hinter den alliierten Linien ab. Laut Historiker Luc De Vos wird oft angenommen, dass diese Kommandos die Mission hatten, die alliierten Bewegungen und ihre Kommunikation zu stören (...). In Wirklichkeit sollten sie eine Reihe von Brücken in der Gegend von Huy und Lüttich intakt einnehmen. Die Mission erweist sich als Fiasko, denn von den 106 Transportflugzeugen erreichen nur 35 die Abwurfzonen.
Zurück aufs Terrain, wo weiterhin verbissen gekämpft wird. Im Norden macht die 6. SS-Division gegen die Verteidiger von Rocherath und Elsenborn nur sehr schwierige Fortschritte. Sankt Vith leistet Widerstand und wird dank des heftigen Widerstandes zweier amerikanischer Infanteriedivisionen erst nach einer Woche des Kampfes eingenommen. In Richtung Stavelot, Trois-Ponts und dem Tal der Amel entwickelt sich das blitzschnelle Vordringen von Oberstleutnant Jochen Peipers Kampfgruppe von 5000 Mann und 600 Fahrzeugen, darunter einige Kampfpanzer, in einen gewaltigen und tödlichen Raubzug. Es ist ein Raubzug insbesondere auf die Zivilbevölkerung, der drei Tage später - vor allem durch Treibstoffmangel - vor den Toren von Malmedy und La Gleize zusammenbricht, ohne sein Ziel erreicht zu haben, nämlich die Brücken der Maas (um Ampsin oder Huy).
Der ursprüngliche Plan der Wacht am Rhein ist bereits gescheitert. Im Norden ist Dietrichs 6. Panzerarmee trotz des Durchbruchs der Kampfgruppe Peiper am erbitterten Widerstand amerikanischer Einheiten gescheitert. Der nördliche Teil der Ausbuchtung (Begriff zur Veranschaulichung der Fortschritte), der sich allmählich bildet, beginnt sich bereits am 19. Dezember wieder zu schließen. Im äußersten Süden des deutschen Vorstoßes werden die Infanterietruppen von General Brandenbergers 7. Armee um Echternach herum blockiert. Eigentlich hält sich nur General von Manteuffels 5. Panzerarmee mehr oder weniger an den Ausgangsplan, wenn sie auch nur sehr langsam vorankommt. Nach der Aufgabe von Bastogne durch General Middleton (der seinen Generalstab nach Neufchâteau zurückzieht) umzingeln die Deutschen die Stadt nicht ohne Mühe in der Nacht vom 21. auf den 22. Dezember, während die 101. Luftlandedivision und die 10. Panzerdivision des amerikanischen Combat Command zu Hilfe eilen.
Während die Bevölkerung von Bastogne vor Ort ohne Strom in ihren Kellern kauert, sind draußen die Kämpfe besonders mörderisch. Mit nur einem Tag Nahrungsreserven, kaum mehr Munition und mehr als tausend Verwundeten und Kranken, fordert der amerikanische Brigadegeneral Mac Auliffe, Kommandant der Alliierten in Bastogne, Versorgung aus der Luft an. Die entsetzlichen klimatischen Bedingungen machen diese Operation unmöglich. Am 21. Dezember weicht der Nebel einem Schneegestöber. Beide Seiten suchen fieberhaft nach weißen Decken, um die Einheiten zu tarnen.
Am 22. Dezember, als Bastogne vom Rest der Welt abgeschnitten ist, greift General Patton nach Süden hin an, um die Stadt zu verlassen. Am Folgetag klart es auf, und am 26. Dezember um 16.30 Uhr erreicht eine amerikanische Panzerkolonne die Stadt. In den folgenden Tagen sind die Konfrontationen jedoch am heftigsten, da die Deutschen immer noch versuchen, die Stadt zu erobern, um einen moralischen Sieg zu erringen ... Zwischenzeitlich wird Bastogne zur Legende, aufgrund des berühmten Ausspruchs Nuts (Engl. Nüsse, aber hier: denkste oder kommt nicht in Frage), den die amerikanische Presse General Mac Auliffe dem deutschen Abgesandten entgegnen lässt, der ihn zur Kapitulation aufgefordert hatte ...
Heute wird jedoch akzeptiert, dass der deutsche Vormarsch nicht in Bastogne gestoppt wurde, sondern weiter westlich in der Gegend von Celles und Foy-Notre-Dame, in der Nähe der Maas bei Dinant, nachdem weiter nördlich Einheiten bei La Gleize-Stoumont und Sankt-Vith-Malmedy und südlich in Richtung Echternach unschädlich gemacht worden waren.
Diese bekannte Schlacht hat einen schweren Tribut gefordert und in den Folgeseiten wird anhand lokaler Beispiele gezeigt, wie sehr die Zivilbevölkerung gelitten hat, in Örtlichkeiten wie Stoumont, Stavelot, Houffalize (erst zum zweiten Mal befreit am ... 19. Januar 1945) und La Roche; hart getroffen durch alliierte Bombenangriffe, wie in Sankt Vith, Malmedy, Baugnez ...
Und der Krieg war noch immer nicht zu Ende ...
Nach einem Martyrium von mehr als einem Monat drängen die Alliierten den Angreifer hinter seine Ausgangslinie zurück. Doch nichts als Schaden, Not und Leid. Der bezahlte Preis ist hoch. Überall, von kleinen Dörfern bis hin zu Schlachtfeldern, werden Zivilbevölkerung wie auch Militärtruppen dezimiert. Es kommt zu mehr als dreitausend belgischen und luxemburgischen Zivilopfern. Fast 8.500 GIs, mehr als 10.000 deutsche Soldaten, Hunderte von Kämpfern aus dem britischen Commonwealth kommen ums Leben.
Lassen Sie uns in diesem traurigen Land der Verwüstung anhand von acht Beispielen von Massakern, Bombenanschlägen, Zerstörungen und Übergriffen aller Art nachvollziehen, wie die Ardennenoffensive leider in die Geschichte eingegangen ist.
Am 17. Dezember, an der Kreuzung Baugnez, fährt ein amerikanischer Konvoi aus Malmedy in Richtung Sankt Vith und wird von der Vorhut der Kampfgruppe Peiper angegriffen. Nach einem kurzen, aber heftigen Gefecht ist die Situation der Amerikaner aussichtslos, und sie müssen sich ergeben. Während die deutsche Kolonne ihre Fahrt nach Ligneuville fortsetzt, werden die Gefangenen, zusammen mit anderen Männern, die die SS früher am Tag aufgegriffen hatte, von den Deutschen auf eine Wiese entlang der Straße gebracht. Die meisten Zeugenaussagen deuten darauf hin, dass etwa 120 Männer auf diese Weise zusammengetrieben wurden. Plötzlich eröffnen die Deutschen das Feuer auf ihre Gefangenen. Panik bricht aus. Einige Gefangene versuchen zu fliehen, aber die meisten werden erschossen, während andere versuchen, sich in einem Café an der Kreuzung zu verstecken. Die Deutschen setzen das Gebäude in Brand und töten diejenigen, die versuchen zu entkommen. 84 Soldaten sterben.
Erst am 14. Januar können die Amerikaner schließlich die Leichen der gefrorenen und schneebedeckten Opfer bergen. Die Operation wird mit großer Sorgfalt und Akribie durchgeführt, denn die von den Ärzten gesammelten Erkenntnisse sollen als Grundlage für einen Prozess gegen die Verantwortlichen dienen. Die Autopsie der Körper zeigt, dass etwa 50 der getöteten Soldaten neben den Verletzungen durch Maschinengewehrfeuer auch tödliche Kopfverletzungen durch Schüsse aus nächster Nähe, Kleinkaliber-Waffen und Gewehrkolben aufweisen.
17. Dezember Elf afroamerikanische Soldaten des 333. Feldartilleriebataillons werden von der SS unter dem Kommando von Major Knittel gefoltert und massakriert.
Während sich das Bataillon zu Beginn der deutschen Gegenoffensive östlich der Our befindet und mit dem Vormarsch des Feindes konfrontiert ist, wird beschlossen, die Ausrüstung zu zerstören und den Rückzug zu Fuß anzutreten. Siebenundzwanzig Soldaten und ein Arzt erreichen den Treffpunkt, aber 11 afroamerikanische Soldaten werden vom Rest der Truppen abgeschnitten. Nachdem sie sich im Wald verirrt hatten, erreichen sie am Nachmittag schließlich den Hof Langer in Wereth. Einige Stunden später, als die Soldaten bei Tisch sitzen, kommt die SS auf dem Hof an. Sie werden verschleppt und gezwungen zu laufen. Dann werden sie auf einem Weg abseits der Straße brutal niedergemetzelt. Aufgrund der Kämpfe und des Schnees werden ihre schrecklich verstümmelten Körper erst am 13. Februar 1945 gefunden.
Nach der Befreiung vom 10. September treten die Amerikaner den Rückzug an und sprengen zwei Brücken der Stadt. Es wird eine Behelfsbrücke (Bailey-Brücke) gebaut. La Roche wird wieder zu einem strategischen Verkehrsknotenpunkt.
Am Abend des 17. Dezember werden die amerikanischen Soldaten in der Stadt in Alarmbereitschaft versetzt und ziehen sich am 18. und 19. Dezember zurück, inmitten des Gedränges von Zivilisten aus den Gegenden Malmedy, Sankt Vith, Vielsalm und Houffalize, die vor den Kämpfen fliehen.
In dem Glauben, der Sektor Houffalize sei momentan uneinnehmbar, setzen die Deutschen sich am 20. Dezember nach La Roche in Bewegung. Da sie der wiederaufgebauten Brücke misstrauen, durchquert die Panzerkolonne die Stadt und bewegt sich in Richtung der Dörfer Dochamps und Samrée und überquert die Ourthe in Hotton. Vor der Entschlossenheit der amerikanischen Einheiten, die Hotton verteidigen, kehren die deutschen Panzer nach La Roche zurück, um die Ourthe auf der von den Amerikanern errichteten Behelfsbrücke zu überqueren.
In der Nacht vom 23. auf den 24. klart der Himmel auf und erlaubt der amerikanischen Luftwaffe, aktiv zu werden. In zwei Tagen wird die Stadt La Roche zerstört (348 zerstörte und 287 beschädigte Häuser), während 114 zivile Opfer jeden Alters und aller Gegebenheiten zu beklagen sind.
In den frühen Morgenstunden des 16. Dezember werden mehrere Granaten aus einem gepanzerten Zug abgefeuert, während in Manderfeld, unweit von dort, Fallschirmjäger und SS intensiv kämpfen. Die Amerikaner verteidigen sich mit der Energie der Verzweiflung.
In Sankt Vith wird eine Ausgangssperre verhängt. Es wird verboten, an seinem Fenster zu stehen; viele Bewohner versuchen zu fliehen. Innerhalb weniger Stunden ist die Stadt in großer Gefahr, in die Zange genommen von Manteuffels Fünfter Armee. Dieser strategische Kommunikationsknotenpunkt sollte spätestens am 17. Dezember um 18 Uhr in deutsche Hände fallen, da ansonsten die Offensive scheitern würde. Auf US-Seite verteidigt die 7. Panzerdivision von General Clarke die Stadt fünf Tage lang gegen die deutschen Angriffe. Diese erbitterte Verteidigung ermöglicht es den amerikanischen Einheiten, sich zurückzuziehen und am 22. Dezember befiehlt der britische Marschall Montgomery den totalen Rückzug.
Am Nachmittag des Weihnachtstages wird Sankt Vith bombardiert. Der obere Teil der Stadt wird hart getroffen. Dies ist nur der Anfang. Am Folgetag wird die Stadt von fast 300 viermotorigen britischen Bombern der Typen Lancaster und Halifax in Schutt und Asche gelegt. Insgesamt werden 1.139 Tonnen Bomben abgeworfen. Sprengbomben werden geworfen und zuletzt auch Brandbomben. Und die Stadt hat viele Fachwerkhäuser. Das Feuer ist kilometerweit sichtbar. Die Zahl der Opfer ist beträchtlich. Schätzungen reichen von 1.000 bis 1.500 Toten. Als die Stadt am 25. Januar wieder in amerikanischer Hand ist, gibt es dort keine Straßen mehr; nur noch Pfade verlaufen zwischen den Ruinen.
Dienstag, 19. Dezember Die Deutschen sind in Stoumont. Gegen 9 Uhr morgens dringen SS-Soldaten in das Sankt-Eduard-Haus ein, in dem nun mehr als 150 Kinder aus dem Sanatorium in der Falle sitzen. Drei Tage und drei Nächte lang besetzen sie die Gebäude. Es tobt ein erbitterter Kampf. Die Zivilisten in den Kellern warten voller Angst auf das Ende des Gefechts und fragen sich, wer die Sieger sind. Die Deutschen sagen, dass eine mächtige Panzerdivision Lüttich zurückerobern soll. Es wird bekannt, dass in Stavelot Zivilisten ermordet wurden. Ein Zeuge erinnert sich: Über unseren Köpfen tobte die Schlacht. Die angreifenden Soldaten setzten den Kampf mit Maschinengewehren und Granaten fort. Die Amerikaner waren im Erdgeschoss eingerichtet, aber eine starke deutsche Einheit war zum Gegenangriff übergegangen. Um die Kellerschächte regnete es Kugeln, die wie große Hagelkörner einschlugen. Seit dem Vortag war die Bevölkerung unseres Unterschlupfs um etwa zwanzig Einwohner Stoumonts und vierzig Evakuierte aus der Gegend von Elsenborn gewachsen. Es wird gebrüllt und gebettelt. Panik in einem beißenden Rauch von Staub und Pulver. Hilfe! Am 21. Dezember halten die Deutschen immer noch die Festung Sankt-Eduard, auch wenn sie müde und entmutigt scheinen.
Freitag, 22. Dezember Im Haus über den Kellern scheint völlige Ruhe zu herrschen. Die Zivilisten wagen sich hinaus, um nachzusehen. Die Deutschen sind nicht mehr da. Auf den Höhen des Dorfes kommt es dennoch zu einem schrecklichen Artillerie-Duell und Kanonenfeuer. Am Nachmittag wird Stoumont von der amerikanischen Armee befreit und der deutsche Vorstoß in Richtung Lüttich wird im Ameltal gestoppt. Ein Zeuge erinnert sich: Wir kamen aus dem Keller und kletterten die Treppe hinauf, um unser Zimmer wieder zu sehen. Überall, auf den Treppen, in den Korridoren, in den Zimmern herrschte Verwüstung. Wir stießen an die Leichen von Soldaten, die auf dem Rücken lagen, mit ausgestreckten Armen, mit offenem Mund oder über sich selbst zusammengekauert. Überall Blutpfützen, über die wir treten mussten. Überall war der Weg durch Trümmerhaufen, Balken, Ziegel und Putz versperrt. Vertraute Zimmer waren unkenntlich geworden. Das Heim war verwüstet.
Freitag, 22. Dezember: Die Deutschen kommen. Am 24. Dezember will ein rachsüchtiges deutsches Kommando die seit September erlittenen Demütigungen seiner Armee rächen. Sie streifen im Dorf herum und verhaften jeden Mann, auf den sie treffen. Gegen 17 Uhr werden die Häftlinge in zwei Gruppen aufgeteilt. Sie lassen die Älteren frei und behalten nur etwa 30 junge Männer zwischen 17 und 32 Jahren. Ihnen wurde in den Hinterkopf geschossen und ihre Körper in den Keller des zerstörten Hauses Bertrand an der Nationalstraße 4 geworfen.
Am 11. Januar kommen die Briten nach Bande und entdecken die Tragödie im Hause Bertrand. Pfarrer Musty wird mit der Identifizierung der Leichen von vier seiner Schüler beauftragt, während Léon Praille, der letzte, der sie lebend gesehen hat, ihre Todeserklärung und die der anderen dreißig Opfer ausstellt.
Eingebettet in das enge Tal der östlichen Ourthe, liegt Houffalize an der Hauptstraße Bastogne-Lüttich und stellt den wichtigsten strategischen Übergangspunkt über die Ourthe dar, was das Interesse an Brücken während des Konflikts erklärt.
Auf ihrem Rückzug nach der Befreiung haben die Deutschen die Brücken unbrauchbar gemacht. Dabei haben sie nicht mit dem Einfallsreichtum der Einwohner gerechnet, die die größte von ihnen wieder aufbauen.
Bei Beginn der deutschen Offensive im Dezember wird diese Brücke über die Ourthe überraschender Weise nicht zerstört. Am 19. Dezember können so die aus Reims kommenden Soldaten der 82. amerikanischen Panzerdivision ihren Sammelplatz in Werbomont erreichen. Einige Stunden später benutzt die 116. deutsche Panzerdivision dieselbe Brücke auf ihrem Weg zu den Brücken der Maas.
In der Überzeugung, dass der Sektor vehement verteidigt wird, beschließt der deutsche Kommandant, seine Route zu ändern und in Richtung La Roche-en-Ardenne auszuweichen. Um die strategische Kreuzung von Houffalize zu zerstören, lässt einige Tage später das amerikanische Militärkommando die Stadt mehrmals bombardieren. Ein erster Angriff trifft vor allem das Viertel Saint-Roch am 26. Dezember. In der Nacht vom 30. auf den 31. Dezember wird ein zweites Bombardement durchgeführt, um zu verhindern, dass die Divisionen der deutschen 6. Armee Bastogne über Houffalize erreichen. Am 6. Januar verwüstet die britische Luftwaffe die Stadt, um den Durchgang über die Ourthe unmöglich zu machen und jede deutsche Präsenz zu zerschlagen. Die Zivilbevölkerung zahlt einen katastrophal hohen Preis: Ganze Stadtviertel sind zerstört und es sind 189 zivile Opfer und viele Schwerverletzte zu beklagen.
Am 16. Januar, als die 3. amerikanische Armee (11. gepanzerte Division) der von Manhay vorrückenden 1. deutschen Armee (2. Panzerdivision) gegenübersteht, ist von der deutschen „Ausbuchtung“ nichts mehr übrig. Von den 386 Häusern, die die Stadt vor den Feindseligkeiten hatte, stehen nur noch 10 ...
Auf der Suche nach Übergängen, um aus dem Amel-Tal herauszukommen, beschließt die deutsche Kampfgruppe Peiper, über Stavelot zu fahren. Am frühen Morgen des 18. Dezember neutralisiert die Kampfgruppe Peiper die amerikanischen Geschütze, die den Zugang zur Brücke über die Amel verteidigen, überquert sie und dringt in den unteren Teil der Stadt ein. In der Nacht vom 20. auf den 21. Dezember gelingt es den Amerikanern jedoch, die Brücke zu sprengen, die Vorhut von der Kampfgruppe und ihren Versorgungseinheiten abzuschneiden, und die Deutschen zu zwingen, nach Trois-Ponts auszuweichen. Auf dem Weg dorthin rächen sich die Deutschen an zahlreichen zivilen Opfern.
Hubert Laby schreibt in seinem bemerkenswerten Buch 18 décembre 1944, Stavelot, Un tournant dramatique de la bataille des Ardennes: Nach einer unverständlichen Reihe von Fehlern gab die Führung der 7. amerikanischen Panzerdivision am 17. Dezember noch keinen Befehl, die Brücke über der Amel zu sprengen, obwohl sie wusste, dass deutsche Truppen nach Stavelot unterwegs waren. Wäre die Brücke gesprengt worden, wäre der deutsche Durchbruch dort gestoppt worden, und es wäre nie über Stoumont oder La Gleize gesprochen worden und über all die Massaker und Verbrechen an der Zivilbevölkerung in diesen drei Tagen Hölle vom 17. bis 19. Dezember.
So aber bezahlen in Stavelot und Umgebung 161 Zivilisten mit dem Leben für die Rückkehr der SS-Truppen aus der Gegenoffensive. In La Vaulx-Richard, Lodomez, Ster, Renardmont, Parfondruy und anderen Weilern und Dörfern erliegen Frauen und Kinder der Barbarei.
In der Übersetzung eines offiziellen amerikanischen Dokuments über die Massaker an der Zivilbevölkerung in der Gegend von Stavelot, insbesondere in den Weilern Renardmont und Parfondruy, heißt es: Zehn bis zwölf vollständig verbrannte und verkohlte Leichen wurden in Parfondruy entdeckt, wo ein kleiner Schuppen stand. Dieser Schuppen war durch das Feuer völlig zerstört worden. Die verbrannten Körper dieser Zivilisten waren aufeinandergestapelt, und es war unmöglich, Alter oder Geschlecht zu bestimmen. Im Nebenhaus war eine Dame mittleren Alters, die mit einem Messer erstochen und dann erschossen worden war. Zwei Jungen wurden mit Einschusslöchern in der Stirn entdeckt. 25 Meter um dieses Haus herum waren noch weitere tote Zivilisten.
Ein deutscher Gefangener sagt auch aus: Am 19. Dezember erhielt ein Spähtrupp der Pioniere vom Hauptquartier der SS-Panzerkompanie vor dem Angriff den Befehl ihres Gruppenführers (...) alle Zivilisten zu liquidieren, denen sie begegneten ... Noch immer in Parfondruy erzählen andere lokale Zeugen: Die Zivilisten wurden auf der Straße zusammengetrieben und in die Scheune gebracht. Dort wurden sie erschossen.
Beschließen wir mit diesem Zeugnis eines Einwohners von Stavelot vom 18. Dezember: Deutsche Panzer fahren an unserem Haus vorbei und feuern mit ihren Maschinengewehren auf die Fassade. Wir sind sehr beunruhigt. Ich wage einen Blick aus dem Kellerfenster und sehe einen Soldaten mit dem Oberkörper außerhalb der offenen Luke seines Panzers. Ein beunruhigender Anblick: Wenn ein Soldat sich so zeigt, bedeutet das, dass er keine Angst vor feindlichem Feuer hat und er sich in erobertem Gebiet befindet. Wir fühlen uns im Stich gelassen und isoliert. Wie ist das möglich? Wie kann eine so starke Armee wie die US-Armee sich vor Truppen zurückziehen, die noch vor drei Monaten verzweifelt die Flucht ergriffen haben? Unsere Freude war von kurzer Dauer! Ist der große Traum von Freiheit schon vorbei?
Nach der letzten deutschen Offensive des Zweiten Weltkriegs, grausam und blutig wie sie war, werden die Ardennen Jahre brauchen, um sich zu erholen. Unauslöschliche Spuren werden für immer die Erinnerung der schwer geprüften Zivilbevölkerung der verwüsteten Region prägen. Die Ardennenoffensive betraf ein großes Gebiet, das sich insgesamt über das Großherzogtum Luxemburg und das Gebiet der drei belgischen Provinzen Lüttich, Luxemburg und Namur erstreckte. Alle Personen, die erhebliche materielle Schäden erlitten haben, gelten als Kriegsopfer der Ardennen.
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