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Faschismus und Nationalsozialismus

Verstehe und reflektiere
partager sur Twitter partager sur Facebook   Publié le 18-11-2019

Faschismus und Nationalsozialismus

Aus dem ersten Weltkrieg, der die Erlebnisse des 20. Jahrhunderts prägte, sind Faschismus und Nationalsozialismus hervorgegangen. Dieser Totalkrieg (siehe Kriegsgazette Nr. 3, Seite 6) führte das industrielle Massaker und den anonymen Massentod ein. Hier zeigen sich die Anfänge des Umbaus der europäischen Gesellschaften in den 1930er Jahren. Die globale wirtschaftliche, soziale, politische und moralische Krise der Alten Welt am Ende dieses Konflikts beginnt mit einer Verrohung des politischen Lebens, was dann zu Faschismus und Nationalsozialismus führt.

Von Russland bis Deutschland, von Ungarn bis Italien - im Kontext der europäischen Bürgerkriege zwischen 1918 und 1923 nimmt der Faschismus Gestalt an, als konterrevolutionäres, antidemokratisches und antiliberales Phänomen. Sie schauen nicht zurück, wollen eine neue Welt aufbauen, ihre Führer gehören nicht der alten intellektuellen, wirtschaftlichen, politischen, militärischen Elite an, sondern gehen aus einer desorientierten Welt hervor. Es handelt sich um nationalistische Demagogen wie Hitler, die im durch die deutsche Niederlage geprägten Klima ihr Talent als Führer der Massen entdecken. Sie verführen die Massen, mobilisieren sie um regressive Mythen, Nation, Rasse, Kriegsgemeinschaft und den Kult der Auserkorenen herum. Das Ergebnis ist eine nationalistische und radikal antihumanistische Ideologie.

Nichts verdeutlicht den nationalsozialistischen Totalitarismus besser als sein allgegenwärtiger Slogan: ein Volk, ein Reich, ein Führer. Für Hitler ist das Volk in erster Linie eine Rassengemeinschaft, die vor schädlichen Elementen geschützt werden muss. Er ist von der Ungleichheit der Rassen überzeugt. Seiner Ansicht nach gibt es keine reinere, kreativere Rasse als den indoeuropäischen Arier, den der große, blonde, deutsche Mann ihm zufolge perfekt verkörpert. Und seiner Ansicht nach sind Juden das korrumpierende Prinzip der Menschheit, das darauf abzielt, konstruktive Rassen zu zerstören. So wird am 7. April 1933 ein Gesetz verabschiedet, das sie von allen öffentlichen Ämtern ausschließt.

In Italien wird Benito Mussolini, ehemaliger sozialistischer Kämpfer, Kriegstreiber 1914, disziplinierter Soldat, verwundet im Februar 1917, zum faschistischen Führer. 1922 wird er mit seiner Partei zum Diktator mit konsolidierter Macht. Napoleon und vor allem Julius Cäsar faszinieren ihn. Er träumt von einem starken und kriegerischen Italien, bevölkert von einer „harten, unerbittlichen, unbarmherzigen Herrenrasse“. In seinen Augen ist der Krieg für den Mann das, was die Mutterschaft für die Frau ist. Er nutzt und missbraucht Uniformen, Militärparaden, männliche und kriegerische Haltungen. Er führt den römischen Gruß ein: Arm ausgestreckt, Handfläche offen zum Boden hin. Er umgibt sich mit korrupten Höflingen und kontrolliert eine allgegenwärtige Partei sowie ihn verehrende Massen, aber auch verwirrte Intellektuelle, die ihm die Treue schwören, und Kreativschaffende, die sein Regime verherrlichen.

In den 1920er Jahren gilt der Faschismus als spezifisch italienisches Phänomen. In den 1930er Jahren wird die europäische Dimension des Faschismus offensichtlich. Mit Hitlers Amtsantritt in Deutschland 1933, dem Aufkommen der klerikal-faschistischen Diktatur in Österreich und dem spanischen Bürgerkrieg von 1936 bis 1939 breitet sich der Faschismus in ganz Europa aus, von Portugal bis Rumänien.

Obgleich alle aufkommenden Strömungen über eigene Merkmale verfügen, sind sie doch Teil derselben Idee: Europa soll autoritärer werden. Mit Ausnahme von Spanien, das am Ende eines blutigen Bürgerkriegs erschöpft ist, findet sich der Faschismus im Zweiten Weltkrieg auf einer Achse vereint, im Gleichschritt mit der Politik des Dritten Reichs. Antikommunismus, Imperialismus, Rassismus, Antisemitismus, Eugenik, Kolonialismus, Gewalt - all das ist im Nazi-Krieg untrennbar miteinander verbunden. Von 1941 bis 1945 werden die Vernichtung der UdSSR, die Eroberung des Lebensraums im Osten und die Zerstörung der Juden zum einzigen Ziel. Kurz gesagt, der Nationalsozialismus ist deutsch, aber seine Genealogie ist europäisch ...

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